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Major Depression (Depression)
In ruhigen Phasen des Lebens muss sich diese anlagebedingte Stoffwechselstörung aber nicht bemerkbar machen. Zusätzliche "stressige" Ereignisse können jedoch das labile Systeme im Gehirn überfordern. Das Gehirn "reagiert" auf ein bestimmtes Ereignis, man spricht dann von einer reaktiven Erkrankungsphase. Manchmal kommt es auch vor, dass schwerwiegende organische Erkrankungen wie Durchblutungsstörungen, Entzündungen oder Tumore die entsprechenden Strukturen im Gehirn beeinträchtigen, dann spräche man von "organisch bedingten" Depressionen. Bei den depressiven Störungen älterer Menschen, der sog. Altersdepression, greifen oft verschiedene Ursachen ineinander, so dass eine Entscheidung gar nicht möglich ist, inwieweit der Alterungsprozess des Gehirns, Anlagefaktoren und lebensgeschichtliche reaktive Faktoren, beispielsweise die Trauer über den Verlust von Angehörigen, im einzelnen für die Altersdepression in Frage kommt.
Häufigkeit und Verlauf der Depression
Depressionen verschiedener Schweregrade sind in der Bevölkerung Deutschlands sehr häufig. 10- 20 % aller Menschen machen mindestens einmal in ihrem Leben eine schwere, behandlungsbedürftige depressive Phase durch, die oft jedoch nicht erkannt wird. Selbst im Fall der richtigen Diagnose folgt nur bei 50% eine angemessene Behandlung. Frauen sind doppelt so häufig wie Männer betroffen. Etwa jeder zehnte depressiv Erkrankte macht irgendwann in seinem Leben Phasen von Antriebsenthemmung, Hektik, überschießenden Aktivitäten durch. Man spricht dann von manisch-depressiver Erkrankung. Nicht immer sind Depressionen mit Apathie und Erlahmen des seelischen Antriebs verbunden. Manchmal sind Depressive auch von einer inneren Unruhe getrieben, was dann für die Familien und Freunde mitunter anstrengend sein kann. Früher nannte man diesen Zustand eine "Jammerdepression". Gerade diese Depressionsform wird häufig von den Betroffenen und ihren Verwandten, Angehörigen und Partnern nicht erkannt, sondern als ein Charakterfehler angesehen.
Auswirkungen von Stress auf die Depression
Im letzten Abschnitt haben wir gesehen, dass für die Entstehung einer Depression häufig biologische, soziale und psychische Faktoren ungünstig zusammenspielen. In der Regel löst ein einziges schwerwiegendes Lebensereignis keine Depression aus. Manchmal verlängert sich aber z.B. durch den Verlust eines geliebten Menschen die Trauerzeit. Für das Zustandekommen einer Depression bzw. einer depressiven Entwicklung sind im Allgemeinen länger anhaltende belastende Lebensumstände verantwortlich. Heute ist bekannt, dass andauernde soziale und psychische Belastungen im Elternhaus, in der Partnerschaft und im Beruf bei sensiblen Menschen den Spiegel an Stresshormonen ansteigen lassen. Bildlich gesprochen "bombardieren" die Stresshormone das limbische System welches für eine ausgeglichene seelische Stimmung, angemessene gemütsmäßige Ansprechbarkeit und gesunden Elan wichtig ist. Der andauernd hohe Spiegel an Stresshormonen stört das empfindliche Gleichgewicht der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin. Neuere Erkenntnisse zeigen, dass die Angriffspunkte dieser Botenstoffe (sog. Rezeptoren) durch Stresshormone gleichsam unempfindlicher werden und mehr Stimulation durch die Botenstoffe erforderlich ist, um eine adäquate Reaktion hervorzurufen.